1. Preis beim Realisierungswettbewerb
Städtebauliche Einbindung
Der Neubau des Büro- und Wohngebäudes für die Kanzlei „Niehoff, Ketteler-Eising & Partner“ soll sowohl in seinem Maßstab als auch in seiner baulicher Ausprägung zwischen der kleinteiligen, historischen Bebauung entlang der Mühlenstraße und dem durch großmaßstäbliche Bauten geprägten Bereich der nördlichen Konrad-Adenauer-Straße vermitteln. Das neue Gebäude übernimmt mit seinen drei Vollgeschossen die Traufhöhen der wesentlichen Umgebungsgebäude und fügt sich durch seine klar strukturierte Fassade aus rotem Verblend-mauerwerk harmonisch in sein Umfeld ein.
Baukörper | Innere Organisation
Ein kräftiger Einschnitt im Gebäudevolumen markiert den Eingangsbereich und formuliert eine einladende Geste sowohl in Richtung der nördlichen Erschließungsstraße als auch in Richtung Konrad-Adenauer-Straße, über die der Neubau zu Fuß oder per Rad unmittelbar erreichbar ist. Über den gedeckten Zugangsbereich gelangt der Besucher in das zweigeschossige Foyer, das über einen Innenhof mit viel Tageslicht versorgt wird. Hier findet sich mit dem Info-Point und dem angrenzenden Wartebereich die erste Anlaufstelle für Kunden. Der Wartebereich wird differenziert in eine offene, kommunikative Zone mit Blick auf den Lichthof und einen intimeren Warteberich innerhalb der äußeren Raumspange. Die Büroräume organisieren sich ringförmig um den zentralen Lichthof; ein Luftraum verbindet die beiden Büroebenen miteinander und schafft eine offene, kommunikative und zeitgemäße Arbeitsatmosphäre. Die Bürobereiche bieten durch die Minimierung massiver Bauteile und ein strenges Ausbauraster maximale Flexibilität von der kleinteiligen Zellenstruktur bis hin zum vollständig offenen Open-Space-Office und lassen sich langfristig an wechselnde Bedürfnisse bzw. Arbeitsbedingungen anpassen. Es entstehen vielfältige, moderne Arbeitswelten, die den Mitarbeitern eine große Diversität an Arbeitsatmosphären vom reizarmen Einzelbüro bis hin zum Arbeiten in entspannter Lounge-Atmosphäre anbieten.
Im zweiten Obergeschoss befinden sich vier Wohnungen mit Größen zwischen 63 und 110 m². Sie werden ebenfalls über den zentralen Eingangsbereich, jedoch getrennt von der Kanzlei erschlossen. Die Wohnungen organisieren sich wie die Bürobereich ringförmig um den zentralen Lichthof, wodurch sie perspektivisch auf einfache Weise zu Büros umgenutzt werden können. In diesem Fall könnte der Luftraum auf das zweite Geschoss erweitert werden und somit drei Bürogeschosse miteinander verbinden. Die Grundrisse der Wohnungen sind so entwickelt, dass reine Flur-/ Verkehrsflächen innerhalb der Wohnungen vermieden werden. Die Wohn- bzw. Essbereiche bilden jeweils das offene Zentrum der Wohnung, um die sich die restlichen Nutzungen gruppieren. Die Grundrissausbildung führt zu luftigen, offenen Raumstrukturen und ist darüber hinaus effizient und wirtschaftlich. Die wenigen, an den Lichthof angrenzenden Bereiche der Wohnungen, können bei Bedarf über Vorhänge geschlossen oder mit opaken Elementen ausgeführt werden, sodass hier keine Beeinträchtigung der Privatsphäre befürchtet werden muss. Im Staffelgeschoss befindet sich ein Penthouse mit großer, südwest-orientierter Dachterrasse. Die Schlaf- und Nebenräume gruppieren sich hier ebenfalls um einen großen, offenen Wohn- / Essbereich.
Die Tiefgarage im Untergeschoss nimmt den wesentlichen Teil der benötigten Stellplätze auf. Durch Öffnungen im Bereich des Lichthofs kann auf eine kostenintensive mechanische Belüftung verzichtet werden.
Architektursprache | Material | Technik
Konstruktive Einfachheit und Kosteneffizienz in Bau und Unterhalt ist ebenso Leitbild wie das harmonische Einfügen der baulichen Struktur in sein Umfeld. Aus diesem Grund schlagen wir eine Stahlbetonkonstruktion mit einer Fassade aus Verblendstein vor. Um hohe solare Erträge im Sommer zu vermeiden, wird der Fensterflächenanteil des Gebäude optimiert und ein außenliegender, beweglicher Sonnenschutz vorgesehen.
Eine passive Kühlung des Gebäudes erfolgt durch eine Nachtlüftung über die brüstungsintegrierten Lüftungsgeräte. In den Bürobereichen wird die thermische Speichermasse durch die freiliegenden massiven Geschossdecken genutzt und somit eine hohe Wirksamkeit der Nachtlüftung erreicht. Zur Minimierung der Lüftungswärmeverluste und Minimierung des Schalleintrags von der Konrad-Adenauer-Straße könnten im Brüstungsbereich dezentrale Fassadenlüftungsgeräte mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung zum Einsatz kommen. Diese werden in regelmäßigen Abständen in die Fassade integriert und ermöglichen die gewünschte hohe Flexibilität in der Raumnutzung. Zusätzlich können das Kanalnetz und die Technikflächen maßgeblich reduziert werden.